Was ist Klassische Chinesischen Medizin?

Westliche Medizin im Vergleich zur Chinesischen Medizin

Die heutige westliche Medizin (Schulmedizin) basiert auf einem kausal – analytischen Ansatz mit einer organisch/physiologischen Menschbeschreibung. (Realität ist anhand ihrer physischen Manifestation erklär- und messbar).

Daraus ergeben sich eine strukturelle Vergleichsdiagnostik mit physischem Befund und strukturkorrigierende Therapieformen.

So sucht ein westlicher Arzt mittels verschiedener Messverfahren (z.B. CT, Labor, MRT) eine substanzielle Abweichung des Patienten vom aktuellen definitorischen Modell, die im kausalen Zusammenhang mit der Symptomatik steht. Eine entsprechend relevante Abweichung bildet den Befund und wird in der folgenden Therapie physisch korrigiert (Medikamente, Chirurgie, Physiotherapie).

Die Klassische Chinesische Medizin (KCM) hat einen konditionalen Wissenschaftsansatz als Grundlage, welcher auf dem philosophischen Daoismus basiert.

Symbolbild klassische chinesische medizin - daocademy

Der Mensch wird in einer individuellen Verhältnismäßigkeit von Trennung und Nicht-Trennung zur komplexen Umweltrealität beschrieben.

Dieser Ansatz führt zu einer funktionalen Menschbeschreibung mit individuell ganzheitlich relativierender Prozessdiagnostik, bei der die menschlichen Lebensfunktionen und Abläufe durch die Wechselwirkung zueinander und zur Umgebung beschrieben und beurteilt werden.

Konditional diagnostiziert wird durch Befragung, Betastung, Betrachtung (besonders Zunge und Gesicht) und Hören/Riechen.

Eine Erkrankung ist aus dieser Sicht immer eine Anpassungsstagnation zwischen dem einzelnen Menschen und Umweltbedingungen.

Das ergibt einen Befund, der die ablaufenden disharmonischen Prozesse in direkter Abhängigkeit von ihren inneren und äußeren Bedingungen, auf verschiedenen Ebenen, darstellt (Disharmonie Muster).

Zur Therapie werden die relevanten Bedingungen korrigiert (z.B. die Ernährung oder soziale Beziehungen) und der disharmonische Prozess angeregt, sich zeitnah an die verbesserten Bedingungen anzupassen. (z.B. mit Übungen, Tuina, Kräuter, Akupunktur)

Ein Arzt der Chinesischen Medizin führt also keinen strukturellen Vergleich durch, sondern muss den disharmonischen Prozess hinter dem Symptom aufdecken (z.B. Schwindel kann zu viel Trennung-Yin oder zu viel Nicht-Trennung-Yang sein) und zu den individuellen inneren und äußeren Bedingungen und Abläufen in Relation bringen. (z.B. Emotionen, Konstitution, Lebensweise, Ernährung, Klimazone)

Zusammenfassend ausgedrückt arbeitet die westliche Medizin überwiegend an der Struktur des Menschen und beeinflusst darüber die Vitalprozesse (von Manifestation zum Prozess), hingegen die KCM die Prozessverhältnisse und Bedingungen reguliert, was sich dann auch wieder strukturell niederschlägt (Gleichwertigkeit von Prozess und Manifestation).

Stärken der Schulmedizin sind z.B. die mögliche Schnelligkeit der Behandlungswirkung, da direkt ergänzend oder eliminierend in den Menschen eingegriffen werden kann (Notfallmedizin, Epidemien), die Definition von Krankheiten mit der so möglichen Bereitstellung von fertigen Medikamenten oder die sich durch Messgeräte ergebene Objektivität der Diagnosen.

Hat ein Patient allerdings ein Befindlichkeitsproblem, ohne einen strukturellen Befund, ist eine westliche Behandlung schwierig. (die Psychosomatik ist streng genommen eher ein funktionaler Ansatz mit dem Anspruch, die analytische Kausalität nachzuliefern, bzw. wird diese umgekehrt) Auch bei sehr chronischen Krankheiten kann die Standardisierung von Befund und Prognose hinderlich für die Behandlungsindividualität und Patientenpsychologie sein.

In der KCM gibt es immer einen Befund, da dieser im Zusammenhang von Disharmonie Prozess und Bedingungsgefüge liegt.

Es gilt: Je chronischer ein Problem, um so relevanter werden die individuellen Bedingungen.

Da eine KCM – Behandlung dem Patienten keine Funktionen abnimmt (außer bei Notfall – Behandlungen), sondern diese reguliert, ist die Wirkung oft langsamer, kann aber nachhaltig sein und erzeugt, richtige Behandlung vorausgesetzt, keine Folgeprobleme.

Der Patient wird aber stärker in die Verantwortung genommen, seine Bedingungen eigenverantwortlich zu verändern. Das macht Ergebnisse schwerer quantifizierbar.

Außerdem ist die Qualität einer Behandlung sehr abhängig von der individuellen Kompetenz des Therapeuten und damit zusätzlich subjektiver.

Fachlich gibt es keine Konkurrenz zwischen beiden Systemen, da beide eigene Möglichkeiten und Grenzen aufweisen.

Unsere Lebensrealität profitiert am meisten von einer komplementären Existenz beider Medizinansätze, wobei die Chinesische Medizin in guter Qualität unterrepräsentiert ist.

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